Jürgen Goslar

(* 26. März 1927 in Oldenburg, † 5. Oktober 2021 in Ainring) ist ein Deutscher Schauspieler, Regisseur, Rezitator und Synchronsprecher. Nach dem Krieg studierte er Theaterwissenschaften und gab dann in Köln 1948 in Heinrich von Kleists Der zerbrochene Krug sein Bühnendebüt. Rasch avancierte Goslar am Theater sowohl in klassischen als auch modernen Stücken zu einem bedeutenden Darsteller.

Theaterdarsteller

Seine Theaterstationen als Schauspieler waren Köln, Neuss, Krefeld, Bonn, Baden-Baden, Hamburg (Thalia Theater) und München (Residenztheater). Rollenauswahl u.a.: Titelrolle in Hamlet, Petruccio in Der widerspenstigen Zähmung, Proctor in Hexenjagd, Titelrolle in Ein Mann namens Judas, Pelegrin in Santa Cruz. Außerdem: Jason, Orest, Pylades, Bassanio, Cassio, Benvolio und viele mehr.

Auf Tournee ging er zuletzt als Schauspieler mit den Stücken: Kennen Sie die Milchstraße? (1988) mit Hans Jürgen Diedrich als Partner und Wer hat Agatha Christie ermordet? (1990) mit Klaus Wennemann als Partner.

Theaterregisseur

Zwischendurch inszenierte er am Theater (Bonn, München, Hamburg), dort zuletzt Friedrich Hebbels Maria Magdalena (1987), Johann Wolfgang Goethes Egmont (1989), Arthur Millers Der Preis (1990).

Kinodarsteller

Einem breiten Publikum bekannt wurde er ab Mitte der 50er Jahre durch Rollen in verschiedenen Kinoproduktionen. Er spielte unter anderem in den Filmen Wir Wunderkinder (1958) von Kurt Hoffmann, Und Ewig singen die Wälder (1959) von Paul May, Der letzte Zeuge (1960) von Wolfgang Staudte und in dem österreichischen Film Fegefeuer (1988) von Willi Hengstler.

Kinoregisseur, Produzent

Für einige erfolgreiche Kinoproduktionen und Fernsehspiele mit renommierten deutschen und internationalen Schauspielern zeichnete Goslar als Regisseur verantwortlich; so entstanden unter anderem Kinoproduktionen wie Das Mädchen und der Staatsanwalt (1962) mit dem jungen Götz George und Elke Sommer, der Thriller Neunzig Minuten nach Mitternacht (1962) mit Christine Kaufmann und Martin Held.

Später folgte die Literaturverfilmung Und die Nacht kennt kein Erbarmen (1976) nach dem Roman Entmündigt von Heinz Günther Konsalik, der Abenteuerfilm Der flüsternde Tod (1976) mit Christopher Lee und Slavers – Die Sklavenjäger (1976) mit Trevor Howard. Bei den drei letztgenannten Filmen war er auch der Produzent.

Fernsehdarsteller

Für das Fernsehen übernahm er früh ebenfalls einige Rollen: 1956 besetzte ihn John Olden in Keiner stirbt leicht, 1959 stand er für Hans Lietzau mit der Titelrolle des Herbert Engelmann vor der Kamera.

Unter der Regie von Hans Quest spielte er die Hauptrolle des Atomforschers Clive Freeman in dem sechsteiligen Krimi Es ist soweit (1960), eine der ersten Francis Durbridge-Verfilmungen im deutschen Fernsehen (später auch noch als Robert Drury in der Durbridge-Verfilmung Der Besuch).

In Die Zeit und die Conways (1960) spielte er den Gerald Thornton an der Seite von Inge Meysel.

Im Gedächtnis bleiben auch Rollen wie der Hektor (Jean Giraudoux: Der trojanische Krieg findet nicht statt, Regie: R. G. Sellner), der Söller in Goethes Die Mitschuldigen (Regie: Hans Schweikart) und Mozarts Figaro (Regie: K. Wilhelm), Playback live, Weihnachten 1956.

Er übernahm Gastauftritte in Krimireihen wie Die fünfte Kolonne, Der Kommissar, Der Alte, Derrick oder Das Kriminalmuseum, Serien für die er unter anderem dann auch oft Regie führte.

Fernsehregisseur

Seine Laufbahn als Fernsehregisseur begann 1958 mit Romeo und Jeanette (Jean Anouilh), damals noch live. Zu Goslars Regiearbeiten für das Fernsehen zählen neben den erwähnten Krimiserien beispielsweise: Fast ein Poet (O’Neill, 1961), Klabunds Der Kreidekreis (1962) und in Mexiko acht Folgen von B.Travens Die Baumwollpflücker (1963), Jörg Preda reist um die Welt (1965), mit Pinkas Braun, Der Rivonia-Prozeß (1966), Im Busch von Mexiko (1967, mit Gert Heidemann, Mexikanische Revolution (1968), 52 Folgen Gestern Gelesen mit Erik Schumann, die Krimiserie Diamantendetektiv Dick Donald (1971), mit Götz George als Titelheld, und Ende der 80er Jahre, in Zusammenarbeit mit Gero Erhardt, der Quotenrenner Das Erbe der Guldenburgs, in der Goslar auch die Rolle des Dr. Max von Guldenburg verkörperte.

Lehrer, Maler, Dichter

Darüber hinaus lehrte Jürgen Goslar als Schauspiellehrer, unter anderem an der Ludwig-Maximilians-Universität München und als Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Gleichzeitig entwickelte Jürgen Goslar eine Leidenschaft zum Malen und für das Schreiben von Gedichten. Es folgten einige Ausstellungen und ein Buch zu seinen Bildern.

Deshalb trat Goslar in den 90er Jahren nur sporadisch vor die Kamera, so unter anderem in Ein Unvergessliches Wochenende in Venedig (1993), in der Serie Der Nelkenkönig (1994) oder in dem humorigen Stück Tote sterben niemals aus (1996), bei dem er auch Regie führte.

Diese Webseite dient dem malerischen Schaffen von Jürgen Goslar. Alle Bilder auf dieser Webseite sind käuflich zu erwerben. Preise werden allerdings nur auf Anfrage genannt.

Auftritte seit 2000

Zu seinen jüngsten Auftritten als Darsteller zählt die Rolle des Rainer Pohl in T.E.A.M Berlin – Der Kreuzzug (2000), die Rolle des Arno von Stahl in Medicopter 117 – Jedes Leben zählt (2002) sowie die 2004 gedrehten Fernsehspiele Georgisches Liebeslied (Regie: Tatiana Brandrup), die Inga Lindström-Verfilmung Sterne über dem Liljesund (2005) und die Rolle des Vaters in den Serien Siska (2006) und Der Dicke mit Dieter Pfaff (2012).

Sprecher, Rezitator

Seit 1950 war Goslar in rund 200 Hörspielen an allen deutschen Sendern zu hören, von denen etliche allerdings bei den Rundfunkanstalten nicht mehr verfügbar sind. Nicht nur als Hamlet, Orest, Clavigo u.s.w., sondern auch als Ödipus in deutsch und altgriechisch. Bei Ariola erschienen damals die ersten Schallplatten (Berühmte Balladen, Berühmte Monologe).

Neben seiner umfangreichen Arbeit für Theater, Film und Fernsehen hält Jürgen Goslar bis heute Rezitationsabende ab, wobei er sich zum Rilke-Spezialisten entwickelt hat; schon als junger Schauspieler präsentierte er in Rezitationsabenden die Duineser Elegien, so auch während der Salzburger Festspiele 1980. Er arbeitete und arbeitet weiterhin als Sprecher an zahlreichen Hörbuchproduktionen, des weiteren als anerkannter Rezitator der Werke von Rilke, Goethe, Schiller, Heine, Morgenstern, Ringelnatz, Tucholsky auf etlichen CDs erschienen beim Label zyx music.

Er machte sich auch als Synchronsprecher einen Namen: Er sprach u.a. Toshiro Mifune in Rashomon (1950) von Akira Kurosawa, Peter O'Toole in Becket (1964) von Peter Glenville, Stephen Boyd in Ben Hur (1959) von William Wyler.

Außerdem ist er Autor verschiedener Bücher, bearbeitete Romane und Theaterstücke und schrieb diverse Filmdrehbücher.

Auszeichnungen

Zu seinen Auszeichnungen, die er während seines Schaffens erhalten hat, zählt der 1. Preis des Sao Paulo International Film Festivals sowie drei Goldene Bildschirme der Zeitschrift TV Hören und Sehen als beliebtester Darsteller (1959–1961).

ENGLISH TRANSLATION

 

Juergen Goslar

(* 26 March 1927 in Oldenburg, † 5 October 2021 in Ainring) is a German actor, director, reciter and voiceover artist. After the war, he studied theatre sciences and then gave his stage debut in Cologne in 1948 in Heinrich von Kleist's The Broken Jug. Goslar quickly became an important theatre actor, both classical and modern.

Theatre Actor

As a professional theatre actor he played in Cologne, Neuss, Krefeld, Bonn, Baden-Baden, Hamburg (Thalia Theater) and Munich (Residenztheater). Selection of Roles: Title Role in Hamlet, Petruccio in Unruly Taming, Proctor in Witch Hunts, title role in A man named Judas, Pelegrin in Santa Cruz. Also: Jason, Orest, Pylades, Bassanio, Cassio, Benvolio and many more.

He was last on tour as theatre actor with the pieces: Do you know the Milky Way? (1988) starring Hans Jürgen Diedrich as a partner and Who murdered Agatha Christie? (1990) with Klaus Wennemann as a partner.

Theatre Director

In the meantime he was also a theatre director (Bonn, Munich, Hamburg), most recently Friedrich Hebbel's Maria Magdalena (1987), Johann Wolfgang Goethe's Egmont (1989), Arthur Millers's Prize (1990).

Film Actor

He became known to the general public in Germany from the mid-1950s through various roles in various film productions. Besides others he played in the films Aren't We Wonderful (1958) by Kurt Hoffmann, Duel With Death (1959) by Paul May, The Last Witness (1960) by Wolfgang Staudte and the Austrian film Purgatory (1988) by Willi Hengstler.

Film Director, Producer

For some successful cinema productions and television plays with renowned German and international actors, Goslar was responsible as a director; such as The Girl and the Prosecutor (1962) with the young Götz George and Elke Sommer as well as the thriller Ninety Minutes after Midnight (1962) with Christine Kaufmann and Martin Held.

Later he realised the screen adaptations Listen to My Story (1976) after the book Vreemde Wêreld by author Heinz Guenther Konsalik, the action film Whispering Death (1976) starring Christopher Lee and Slavers (1976) starring Trevor Howard. For the last three films he was also the producer.

Television Actor

He took over a few roles for television: in 1956 John Olden gave him a role in Nobody Dies Easy (Keiner stirbt leicht) and in 1959 he stood in front of the camera for Hans Lietzau with the title role of Herbert Engelmann.

Under the direction of Hans Quest, he played the lead role of the nuclear scientist Clive Freeman in the six-part thriller. It is so far (1960), one of the first Francis Durbridge adaptations on German television (later also as Robert Drury in the Durbridge film The Visit).

The role of Hector (Jean Giraudoux: The Trojan War does not take place, directed by R.G. Sellner), the Söller in Goethe's The Accomplices (director: Hans Schweikart) and Mozart's Figaro (director: K. Wilhelm), Playback live on Christmas Eve 1956.

He had guest appearances in crime series such as Die fünfte Kolonne, Der Kommissar, Der Alte, Derrick, or Das Kriminalmuseum, popular German television series for which he often also directed.

Television Director

His career as a television director began in 1958 with Romeo and Jeanette (Jean Anouilh), then still played live. Goslar's directorial work for television includes, in addition to the aforementioned crime series, for example: Almost a poet (O'Neill, 1961), Klabund's Chalk Circle (1962) and in Mexico eight episodes of B.Traven' s The cotton pickers (1963), Jörg Preda travels around the world (1965), with Pinkas Braun, The Rivonia Process (1966), In the Bush of Mexico (1967) with Gert Heidemann, Mexican Revolution (1968), 52 episodes of Read Yesterday with Erik Schumann, the crime series Diamond Detective Dick Donald (1971) with Götz George as title hero, and at the end of the 80s, in collaboration with Gero Erhardt, the quota breaker The legacy of the Guldenburgs, in which Goslar also embodied the role of Dr. Max von Guldenburg.

Teacher, Painter, Poet

Juergen Goslar taught theatre at the Ludwig-Maximilians-University of Munich and later as a professor at the University of Music and Performing Arts in Graz, Austria. At the same time Juergen Goslar developed a passion for painting and writing poems. Some exhibitions and a book on his paintings followed. (Now some pictures on this website are also available for purchase. The prices are on personal request.)

For this reason, in the 1990s Goslar appeared only sporadically in front of or behind a camera, such as in An Unforgettable Weekend in Venice (1993), in the series Der Nelkenkönig (1994), or in the humorous piece of The Dead Never Die (1996) which he also directed.

Television appearances since 2000

His most recent appearances on television include the role of Rainer Pohl in TEAM Berlin - The Crusade (2000), the role of the Arno of Stahl in Medicopter 117 - Every Life Counts (2002) and the television series Georgian Liebeslied (2004), the Inga Lindström film Stars over the Liljesund (2005) and the role of the father in the series Siska (2006) and Der Dicke with Dieter Pfaff (2012).

Narrator, Recitor

Since 1950, Goslar spoke roles in about 200 radio plays and audio books on all German radio channels, some of which unfortunately are no longer available. He spoke not only Hamlet, Orest, Clavigo, Danton, etcetera, but also as Oedipus recited in German and ancient Greek. The first records of his recitations then appeared on vinyl at the label Ariola (Famous Ballads; Famous Monologues).

In addition to his extensive work for theater, film and television, Juergen Goslar has until today held evening recitals, becoming a renowned Rilke specialist; Already as a young actor, he presented the Duino Elegies, also as a soloist at the Salzburg Festival in 1980. He continued to work as speaker and narrator for numerous audio book productions. Furthermore he recited works by Rilke, Goethe, Schiller, Heine, Morgenstern, Ringelnatz, and Tucholsky, printed on CD's by the label zyx music.

He also made a name for himself as a dubbing actor. He voiced the samurai Toshiro Mifune in Rashomon (1950) by Akira Kurosawa, he was the voice of Peter O'Toole in Becket (1964) by Peter Glenville and the voice of Stephen Boyd in Ben Hur (1959) by William Wyler.
He is also author of various books, edited novels and plays, and has written various film scripts.

Awards

Among the awards he received for his work are the first prize of the Sao Paulo International Film Festival and three golden screens of the German magazine TV Hören und Sehen as the most popular actor (1959–1961).